Dieser Mann hat gegen Benjamin Völz entschieden!
von Eritas Neseleis
09.01.2016

Seit einigen Tagen bewegt die deutsche Medienwelt ein Thema wie kein anderes: In der Fortsetzung zur Fernsehserie „Akte X“ wird FBI-Agent Mulder diesmal nicht mehr von Synchronschauspieler Benjamin Völz gesprochen. An einer zu hohen Gagenforderung sei es gescheitert, bestätigte Völz selber, die zu zahlen man nicht bereit gewesen sei. Schon bald brach ein „Shitstorm“ unter den Fans los und es häuften sich anonyme Morddrohungen gegen den ebenso anonymen Entscheider, welcher auf Seiten ProSiebens vermutet wurde. Uns ist es nun exklusiv gelungen, denjenigen auszumachen, der die umstrittene Entscheidung tatsächlich getroffen hat: den Profi-Entscheider Tobias B.

B. ist ein sogenannter Decider, der auf die Fällung schwieriger Entscheidungen spezialisiert ist. Besonders in der hohen Geschäftswelt ist dies eine sehr gefragte Dienstleistung. Fragestellungen, für welche die Verantwortlichen schlicht zu beschäftigt sind oder vorsichtig, um sie selbst zu beantworten, werden immer häufiger an Deciders outgesourct.
Hierbei kommt ein ausgeklügeltes System zur Anwendung, um für größtmögliche Effizenz zu sorgen: Der zuständige Decider erhält per Kurznachricht eine Frage wie „Ja oder Nein?“ zugeschickt, die er innerhalb eines gewissen, im Wesentlichen eng abgesteckten Zeitrahmens beantworten muss. Nähere Informationen zum Sachverhalt enthält der Decider absichtlich nicht: Auf diese Weise soll verhindert werden, dass er durch persönliche Voreingenommenheit eine möglicherweise falsche Entscheidung trifft.

In diesem Falle, wie sich dann herausstellte, lag ihm die oben zitierte Frage zu ebenjenem Problem vor, ob man der Forderung von Herrn Völz beikommen sollte oder eben nicht.
Ein Urteil solchen Kalibers will wohl überlegt sein und forderte sogar B. seiner Erinnerung nach auch ein paar Sekunden des Zögerns ab. „Letztlich entscheide ich aber zumeist aus dem Bauch heraus und halte mich mit den verwickelten Tatsachenumständen nicht allzu lange auf – insbesondere auch, weil mir diese ja gänzlich unbekannt sind“, veranschaulicht er uns weise.

Inzwischen ist B. bei Medienmachern etabliert. „Häufig geht es dabei um Dinge, die uns Branchenfremden vielleicht etwas banal erscheinen, wie ‚Ess ich heute Mittag Steak oder Schnitzel’“, bemerkt B. lax, aber in der Geschäftswelt seien dies Punkte von eminent wichtiger Bedeutung, ohne die der geschäftliche Betrieb nicht aufrechthaltbar sei.

Auch bei solchen sogenannten Auswahlfragen bekomme er nicht immer genannt, was denn gerade zur Auswahl steht. So habe er die Resolution über Völz’ Nachfolger auf ganz rationalisierter Basis durch Übermittlung einer Zahl zwischen ungefähr 1 bis 5 gefasst. Nicht einmal, ob die damit gemeinten Vorschläge überregional aus verschiedenen Städten gestammt hätten, konnte er uns beantworten. „Ach, es gibt da verschiedene Städte? Ist das so wie beim Tatort? Man hätte mir auch verschiedene Kommissare vorlegen können“, winkt B. ab, „und ich hätte nicht sagen können, welche Stadt es ist.“
Als wir etwas nachbohren, lässt er doch einen kleinen Einblick in seine Denkprozesse zu: „Aber vermutlich waren es Stimmen, die alle etwa in die gleiche Richtung gingen. Warum sonst sollte die Entscheidung so schwer sein, dass man sie an mich abgibt? So ist das immer.“ Auf weitere Spekulationen will sich B. nicht einlassen.

In der Geschäftswelt weiß man diese Vorurteilslosigkeit zu schätzen und gibt gern für verhältnismäßig ein paar Peanuts die lästige Verantwortung ab. Allein für die Frage um Benjamin Völz soll B. mit etwa 20.000 Euro vergütet worden sein.

So zeigt sich wieder einmal, dass das Zürnen der Fans gegenüber ProSieben oder anderen Medienunternehmen in der Regel vollkommen unbegründet ist.







Decider
 Ein Decider bei der Arbeit (Symbolfoto).














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